Fünfte Sinfonie c-Moll

 In der fünften Symphonie hat Du Wei ihre Eindrücke einer Reise nach Finnland, die sie im August 1989 mit ihrem deutschen Freund unternommen hat, sehr ausdrucksstark wiedergegeben.

 

Erster Satz

Mit den ersten Takten bis zum Takt zwölf spürt der Zuhörer fast schon physisch die aufgeregte Stresssituation, in die Du Wei versetzt wird, als ihr Freund sie zur Eile mahnt, weil sich die geplante Abfahrtszeit mit dem Auto verzögert hat. Ihr Hin-und Herwuseln auf der Suche nach Gegenständen, die sie noch unbedingt in ihre beiden Koffer legen will, kommt hier eindrucksvoll zur Geltung. Nachdem alles im Auto verstaut ist, kann sie sich endlich entspannen. Erschöpft von der Aufregung sitzt sie nun neben ihrem Freund und ist befreit von allen Zwängen, die sie vorher in den Stress gezogen haben.

In vollem Vertrauen auf die Fahrkünste ihres Freundes erlebt sie die DDR-Kontrollen (Takt 13-28) und danach die monoton vorüberziehende Landschaft der alten Landstraße der B5. Von dem monotonen Fahrgeräusch müde geworden, stellt Du Wei die Rückenlehne des Beifahrersitzes auf Liegestellung und entschlummert in Träume von vorausahnenden Landschaften Finnlands, von denen sie bereits Fotos gesehen hat (Takt 29-40).

Wieder kommt ein Grenzübergang in Lauenburg. Du Wei schreckt auf. Es kommt zu einer Perforce-Fahrt über die Bundesstraße 207 nach Ratzeburg und dann über die Bundesstraße 75 nach Travemünde (Takt 41-76).

Ihr Auto fährt auf den riesigen Platz, wo schon andere Fahrzeuge, Busse, ganze Eisenbahnzüge stehen und reiht sich hinter den wartenden PKW ein, um auf die Einschiffung auf die Finnjet zu warten. Der Stress, die Fähre noch rechtzeitig zu erreichen, weicht einer entspannten Ruhe. Aus der Ferne hört man die Signale der Schiffssirenen (Takt 77-105). Langsam kommt das Auto immer näher an den gewaltigen Schlund der Roll in-Roll Out-Fähre. Als sie mit dem Auto in den riesigen Bauch des Schiffes eingefahren sind, erschrickt Du Wei über die Ausmaße des Laderaums. Wie eine Kathedrale wölbt sich die hohe Decke über ihnen. Eine Stresssituation ergibt sich beim Ausladen des Gepäcks aus dem Auto. Alles muss schnell gehen. Aber schnell ist die Kabine gefunden, die Koffer abgelegt (Takt 106-120). Schon sind die anlaufenden Turbinen aus dem Schiffsinneren zu vernehmen. Du Wei und ihr Freund gehen hinauf auf das Heck des Promenadendecks und sie sehen, wie das gewaltige Schiff an den niedrigen Hafengebäuden vorbeifährt und schauen auf die Gebäude herunter. Schließlich stehen Du Wei und ihr Freund an der Reling am Heck zusammen mit anderen Schiffsgästen und beobachten, während das Schiff einen Schwenk zur Ostsee macht, wie die Hafenanlagen von Travemünde langsam kleiner werden und schließlich im Dunst der Ferne verschwinden (Takt 121-142). Das Schiff hat inzwischen Fahrt aufgenommen. Du Wei kann sich vom Anblick des scheinbar endlosen Meeres schwer lösen. Solch eine Schiffsreise hat sie noch nie erlebt. Sie steht mit von Wind zerzausten Haaren an der Reling und ihr Lächeln hält ihr Begleiter mit dem Fotoapparat für die Ewigkeit fest (Takt 143-158).

Du Wei geht mit ihm zusammen zum Restaurant, um einen Abendimbiss einzunehmen. Sie fühlt sich unwohl, weil viele Blicke der Restaurantbesucher auf sie gerichtet scheinen (Takt 159-182). Du Wei ist froh, wieder das Restaurant verlassen zu können. Noch einmal gehen sie hinaus auf das Hauptdeck. Hier sehen Sie beide neben dem dahinfließenden Schiff einen Tümmler, der mit seinen spielerischen Sprüngen mühelos mit der Geschwindigkeit des Schiffes mithalten kann. Und jede Menge an Seemöwen, die das Schiff auf der Suche nach Abfällen umrunden (Takt 183-185).

Bei der Erkundung treppauf, treppab des Schiffes, um nach dem schnellsten Weg einen Notausgang nach draußen zu erkunden, wird Du Wei so müde und erschöpft, dass sie nicht mehr weiter kann. Ihr Freund begleitet sie zurück in ihre Kabine. Er macht sich noch einmal allein auf, um das Schiff zu erkunden. Als er nach einer halben Stunde zurückkehrt, schläft Du Wei schon fest den Schlaf der Erschöpften. Im Traum verarbeitet sie noch einmal die Aufregung des Tages (Takt 186 bis Takt 244).

 

Am nächsten Tag steht ihr Freund relativ früh auf und holt einen kleinen Imbiss für beide aus dem Casino. Er lässt Du Wei schlafen und träumen. Erst am frühen Nachmittag erkunden beide das Schiff und seinen Luxus. Das Schiff stampft mit Urgewalt gegen die immer schwerer werdende See an (Takt 245 bis Takt 249). Die Gischt peitscht an der Seite des Promenadendecks herauf (Takt 250 bis Takt 255).

Draußen wird es zu ungemütlich. Bei dem bedeckten Himmel setzt die Dämmerung schon früh ein. In der Ferne sehen sie eine große weiße Fähre an ihnen vorbeiziehen und die Möwen umfliegen lebhaft kreischend das Schiff (Takt 256-270). Beide machen sich auf den Weg durch das Schiff zur Promenaden-brücke. Etliche Passagiere haben sich schon eingefunden. Du Wei erlebt etwas ängstlich das Schauspiel, wie der Bug des Schiffes stampfend gegen die krachenden Wellenberge kämpft. Die Gischt der aufge-wühlten See klatscht bis hierhin hinauf (Takt 271 bis Takt 308). Erschreckt tritt Du Wei zurück in die vermeintliche Sicherheit (Takt 209-312). Doch die Neugier lässt sie wieder näher an die breite Fensterfront treten. Die See ist noch wütender geworden in dem tosenden Orkan. Erschreckt tritt sie wieder zurück, als die Brecher das Vorderdeck überfluten und gegen die Fenster des Promenadendecks donnern (Takt 313-328).

Zweiter Satz

Inzwischen ist Du Wei mit ihrem Freund in Helsinki angekommen. Nach einer kleinen Besichtigung der Stadt fahren Sie weiter zu ihrem Zielort, zum Pielinen-See in der Nähe von Lieksa. In den ersten Takten beschreibt Du Wei die Ruhe und Gelassenheit, die auf sie einwirkt, als sie von Helsinki durch die ländliche Landschaft fahren. Bald wird die ländliche Umgebung durch den schier endlosen Nadelholzwald ersetzt. Sie stellt die Rückenlehne nach hinten und genießt völlig entspannt die Fahrt durch den grünen Tunnel. Bald ist sie eingeschlafen und träumt von dem, was kommt und was war (Takt 329 bis Takt 356).

Es ist spät geworden und sie erreichen die Kleinstadt Saarinäki. Dort checkt ihr Freund für eine Übernachtung in einem Hotel ein dann begeben sich beide auf einen kleinen Straßenbummel durch die blitzsaubere kleine Stadt. Sie finden eine gemütliche Gaststätte und bestellen ein deftiges Abendessen. Die Musik spielt auf – eine kleine Musikgruppe. Die Leute an den Tischen stehen auf und finden sich auf einer kleinen Tanzfläche und fangen an zu der alten finnischen Weise zu tanzen (Takt 357 bis Takt 364).

Endlich am Pielinen-See angekommen, schaffen sie ihre Koffer zum gemütlichen Ferienhaus und packen aus.

Nun sitzt Du Wei am späten Abend auf der Veranda des kleinen Holzhauses ihrem Freund gegenüber bei einem Glas Wein und die Mitternachtssonne scheint gelb-rot vom westlichen Horizont. Der Mond lässt den See silbern schimmern und die Sterne schauen friedlich und romantisch auf die beiden herunter (ab Takt 365).

Die tiefe sakrale Ruhe, die Du Wei in diesen Minuten empfindet, drückt sie in den Takten 372-388 aus, wobei sie die Stimmung in den Takten 372-378 vortrefflich durch das Zusammenspiel von Horn und Klarinette wie einen Orgelklang klingen läßt.

In den folgenden Takten 384-421 beschreibt Du Wei einen Spaziergang im Wald nahe am See. Ein Braunbär begegnet ihnen in sicherer Entfernung. Er trottete davon. Du Wei findet viele Brombeerpflanzen und beide pflücken die reifen Früchte. Aus den Takten ist ihre kindliche Freude darüber und wie viel Spaß es ihr dabei macht, deutlich herauszuhören.

Dritter Satz

Hier beschreibt Du Wei eine Fahrt mit dem Auto über die unbefestigte Landstraße von ihrem Ferienhaus am Pielinen-See zur nächsten Kleinstadt Saarinäki. Die Steine der Straße klacken an den Unterboden des Autos. Du Wei genießt die Fahrt als Abenteuer. Nach dem Einkauf von speziellen finnischen Lebensmitteln in einem kleinen Supermarkt geht es wieder zurück. Du Wei beschreibt den endlosen Wald, der die Straße umsäumt (Takt 424 bis Takt 466).

In den Takten 467 bis Takt 490 erlebt Du Wei eine Fahrt mit ihrem Freund in einem Paddelboot auf dem Pielinen-See. Die großartige Landschaft des Sees mit seinem dicht bewaldeten hügeligen Ufer lässt sie durch Harfe und den voll erhabenen Klang der Streicher plastisch vor den Ohren der Zuhörer erscheinen.

Ein Volksfest in Savonlinna mit Tanz und Gesang macht einen großen Eindruck auf Du Wei, was sie in den Takten 491-521 ausdrückt.

Die Rückfahrt in dunkler Nacht durch den tiefen Wald mit etwas ängstlichem Gefühl, wobei noch die Erinnerung an die lustigen Tanzdarbietungen mitschwebt, beschreibt sie in den Takten 522 bis Takt 545.

Der letzte Tag der erlebnisreichen Reise in Finnland bricht an. Du Wei überfliegt im Gedanken die vielen Erlebnisse und drückt dies in den folgenden Takten 546-620 aus.

Vierter Satz

Es wird Zeit, den Ort der schönen Ferienzeit zu verlassen. Den Aufbruch, Vorbereitungen zur Heimreise, Kofferpacken usw. in aller Ruhe und Gemütlichkeit aber auch die Ungeduld, endlich wieder in die Realität des Lebens nach Hause zu kommen und dann die Abfahrt am nächsten Tag hat Du Wei trefflich in den Takten 621 bis Takt 683 intoniert. Dann die Abfahrt nach Helsinki, wieder als aufregendes Abenteuer, das sie nach einiger Zeit im Traum im zurückgestellten Beifahrersitz relativiert: Takt 684-703.

Du Wei lässt ihre Freude über die Fahrt im endlosen Wald und später an vereinzelten Bauernhöfen und einem Aufenthalt in Mikkeli durch ihre Musik freien Lauf. In Mikkeli kauft sie einen geschmackvollen Pullover und einige Souvenirgegenstände. Die totale Entspannung und den Spaß den sie dabei hat, klingt in den Takten 704-723 an. Wieder kommt etwas Hektik auf, weil ihr Freund noch die Finnjet, die schon im Hafen von Helsinki wartet, unbedingt pünktlich erreichen will (Takt 724 bis Takt 746).

Die Finnjet ist erreicht. Die Einschiffung beginnt. Ihre kindliche Angst vor dem Riesenschiff ist inzwischen aber immer noch einer leisen Skepsis gewichen, ob das Schiff sie heil über den für sie großen Ozean wieder nach Deutschland zurückbringt. Das Donnern der Wellen gegen den Bug des Schiffes beunruhigt sie immer noch (Takt 747 bis Takt 762).

Die Finnjet ist wieder in Travemünde angekommen. Endlich wieder fester Boden unter den Füßen! Du Wei drückt ihre Erleichterung darüber aus in den folgenden Takten des vierten Satzes, der zum Teil eine Wiederholung des dritten Satzes ist, jedoch drückt der modifizierte letzte Teil dieses Satzes die Freude von Du Wei aus, endlich am sicheren Zuhause angekommen zu sein. Dies kommt im fünften Satz, Allegro, (Takt 763-888) zum Ausdruck.

 

Sinfonie Nr. 5 c-Moll------------29´36”

 

           Erster Satz: Molto Cantabile -------------------10´30”

          

           Zweiter Satz:  Adagio ------------------------------6´56”

 

           Dritter Satz:  Allegretto Vivace ------------------5´22”

                 

           Vierter Satz:     Allegro ------------------------------3´40”

          

           Fünfter Satz:     Allegro ------------------------------3´08”

 

           Du Wei - Sinf Nr 5 Es-Dur -  3. Satz-Allegretto Vivace.mp3

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